Viele Stärken, wenige Schwächen und stellenweise das Potential zum Klassiker.

Es dürfte sich herumgesprochen haben: Michael Sadler, die Stimme von SAGA, ist wieder an Bord. Außerdem hat Mike Thorne für den ausgestiegenen Brian Doerner hinter dem Schlagzeug Platz genommen. Die erste Veröffentlichung dieser alt-neuen Besetzung ist das neue Album "20/20", das - welche Überraschung - zwanzigste Studioalbum der Kanadier.

Ich muss zugeben, beim ersten Hören gefiel mir "20/20" nicht, aber mit jedem Durchlauf wurde meine Skepsis geringer, da man sich in dieses Album einhören muss. SAGA haben es geschafft, eine CD einzuspielen, die einerseits den unverkennbaren Bandsound auffährt, andererseits aber auch von dort aus neue Pfade beschreitet. Zu den Hochzeiten der Band hat es erbitterte Schulhofdebatten gegeben, ob SAGA wegen der Gitarre eher Hardrock, wegen der Keyboards eher Poprock oder wegen der ausgefeilten Arrangements eher Progressive Rock spielen. Ich konnte mich mit der Bezeichnung Prog Rock für SAGA nie uneingeschränkt anfreunden, aber die neue Scheibe muss man da einordnen. "20/20" ist vertrackter und vielschichtiger, als man es erwarten sollte. Ebenso sind die härteren Stücke (etwa 'Spin It Again' oder 'One Of These Days') härter als gewohnt, fast schon metallisch. Allerdings sind auch einzelne ruhige Stellen etwas behäbiger.

So spielen SAGA ihre Stärken aus: gute Kompositionen, eine zupackende Atmosphäre, die aber auch melancholische Zwischentöne zulässt, Michael Sadlers unverwechselbare Stimme, Ian Crichtons satte Gitarren, breite Keyboard- und Synthiwände. Und dann überraschen immer wieder kleine Volten und Wendungen, etwa der Aufbau von 'Six Feet Under' oder die düstere Stimmung von 'Till The Well Runs Dry'. Als symbolisch kann man jene Stelle in 'Lost For Words' nehmen, als absolut typische SAGA-Synthis ertönen und dann sofort durch ein erdiges Klavier konterkariert werden.

SAGA-Fans dürfen sich auf ein Markenprodukt freuen, das Bewährtes und Neues vereint. Ebenso erhalten Gegner der Band neue Munition. Schade ist nur, dass "20/20" nicht wesentlich länger ist als eine SAGA-Platte aus den 80ern.

Anspieltipps: Spin It Again, One Of These Days, Lost For Words

Note: 8.00
Redakteur: Stefan Kayser


Quelle: http://powermetal.de/review/review-Saga/20_20,20618.html

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