Grundbewertung des Werkes:
Überdurchschnitlich

Kaufwertung für Euch:
Kaufempfehlung mit Abstrichen

So richtig weg waren sie angeblich nie, liest man, doch so richtig da waren sie auch schon lange nicht mehr. Anfang der 80er schuf Saga große Alben wie Silent Knight, Worlds Apart oder Heads Or Tales, von denen immer noch frische Stücke wie Humble Stance und Wind Him Up stammen. Doch auch wenn danach die bahnbrechenden Großtaten ausblieben, haben die Jungs regelmäßig Platten herausgebracht, sodass das diesjährige Trust das siebzehnte Studioalbum ist.

Große Überraschungen erwartet nun niemand, immerhin hat die Band laut Sänger Michael Sadler "bewusst den Versuch unternommen, ein paar der etwas progressiveren Elemente unserer ersten Alben wiederzubeleben." Diese Kombination aus dem eigenen, seit jahrzehnten unverwechselbaren Sound, neuen Ideen und Besinnung auf alte Qualitäten ist den Jungs gut gelungen.

Der erste Song gehört noch zu den langweiligsten Stellen der ganzen Platte, sehr modern gehalten, aber arg keyboard-lastig mit wenig Abwechslung. Back To The Shadows steht dann ganz in alter Saga-Tradition, man fühlt sich in die Zeiten der ersten großen Phase versetzt. Die markanten Gitarren- und Synthesizer-Sounds, die gefühlvolle und unverwechselbare Stimme, die liebgewonnenen Breaks. Etwas gereifter, mit allerdings etwas nervigem Refrain, aber unüberhörbar im alten Stil kommt I'm OK. Time To Play gehört zu den eher abgehackten Songs, die mir weder auf den alten Platten noch jetzt gefallen, aber eine schöne Orgel macht den Song erträglich. My Friend ist eine ruhige Ballade. Der fünfminütige Titelsong Trust hat leider einen wieder etwas nervigen Refrain, aber auch viele versöhnliche schöne Parts. It's Your Life klingt gar nicht so viel anders, etwas knalliger. Footsteps in the Hall hätte sich auch auf der Heads Or Tales wohlgefühlt. Ice in the Rain plätschert in den ersten drei Minuten mit wenig Abwechslung herunter, erst die Instrumentalparts am Ende wecken mich wieder auf. Gewohnt gute Kost bietet You Were Right, allerdings nur wenig Variation im Refrain. On the other Side versucht gar, Folk-Elemente in den Saga-Sound einzubauen – durchaus spannend und einer der besten Songs auf dem Album.

Insgesamt zeigt sich Saga über weite Strecken spielfreudig, harmonisch und insbesondere sehr stilsicher. Große Innovationen sucht man allerdings vergeblich, denn die Band renoviert den eigenen Sound nur spärlich, sondern pflegt ihn sorgfältig – immerhin, ohne dabei in Peinlichkeiten verfallen. Der Versuch anderer Bands, entweder den alten Sound zu bewahren oder neue Elemente einzubauen, ergibt oft eine fast ausschließlich verkrampft klingende Platte, und genau das erspart Saga den Hörern: Wer die alten Platten mag (und keine Neuerfindung erwartet), wird auch an Trust seine Freude haben; ein paar einzelne Aussetzer waren auch bisher auf jeder Scheibe.

Natürlich haftet den immer gleichen Stilmitteln der Band eine gewisse Abnutzungserscheinung an, auch haben Gesang, Gitarre und Keyboards einen hohen Wiedererkennungswert – oder einen hohen Nervfaktor, je nach Geschmack. Wer früher keine ganze Saga-Scheibe durchgehalten hat, wird auch mit dieser keinen Einstieg finden.

Im Vergleich zu modernen Progrock-Bands sehen Saga auch aufgrund der altbekannten Stilmittel verstaubt aus: Solche wie Riverside oder Oceansize kommen härter, solche wie Porcupine Tree, Flower Kings oder gar Mars Volta experimenteller, innovativer, vielseitiger. Zudem fällt die Spielzeit mit 50 Minuten arg knapp aus. Wenn man die zwei, drei mittelprächtigen Songs abzieht, bleiben nur 35 stilsichere Minuten. Obwohl es sich um eine angenehme, schöne Platte handelt, die ich mir häufiger mal anhören werde, reicht es daher nur für eine Kaufempfehlung mit Abstrichen.

Tracklist:
1. That's As Far As I'll Go 4:36
2. Back To The Shadows 5:16
3. I'm OK 5:36
4. Time To Play 3:31
5. My Friend 3:19
6. Trust 5:44
7. It's Your Life 4:10
8. Footsteps In The Hall 3:25
9. Ice In The Rain 5:01
10. You Were Right 4:05
11. On The Other Side 4:56

Lineup:
Gesang: Michael Sadler
Bass: Jim Crichton
Gitarre: Ian Crichton
Keyboards: Jim Gilmour
Schlagzeug: Brian Doerner

6.0 Punkte von kacior (am 25.05.2006)


Quelle: http://www.metalglory.de/reviews.php?nr=13884

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