Das ist es also nun. Das Finale einer fast 30 jährigen Ära. 10,000 Days, das vermutlich letzte Album mit der unverwechselbaren Stimme Michael Sadlers im Vordergrund, der seinen Ausstieg und damit das Ende SAGAs in bekannter Form für Ende 2007, nach einer ausgedehnten Europatournee, angekündigt hat. Ob und wie es weitergeht, wird man sehen‟¦
SAGA ist eine Band, die ihr eigenes Markenzeichen ist, darin Motörhead oder AC/DC ähnlich; knapp 30 Jahre präsent, in nur leicht veränderten Besetzungen. Im knappen Zwei-Jahre Rhythmus wurden insgesamt 18 Studio- und 4 Live-Alben produziert; deren Maßstab allerdings die ersten drei Veröffentlichungen blieben. Warum das so ist, belegte eindrucksvoll die 1997 erschiene Outtakes Sammlung aus eben jenen drei Alben, Phase One, die auch am Ende des Millenniums noch außerordentlich frisch klang. Eine längere Auszeit nahm sich die Band lediglich zwischen 1989 und 1993. Natürlich gab es Veränderungen, mal wurde es metallischer (The Security Of Illusion), mal mit Discosounds geflirtet (Steel Umbrellas); eine Ausnahme bildet vielleicht das ambitionierte und hervorragende Konzeptwerk Generation 13, obwohl auch hier hörbar SAGA zu Werke geht. Unverkennbar schon wegen der Stimme Sadlers, aber auch geprägt durch Jim Gilmours Keyboardarbeit und dem Saitenspiel der Crichton Brüder. Bei diesem Kanon voller gradueller Unterschiede wobei Fans über die Wertigkeit einzelner Alben innerhalb der Diskographie durchaus streiten stellt sich natürlich die Frage, wie das finale Werk abschneidet.
Um mit dem Resümee zu beginnen: Ein Paukenschlag ist 10,000 Days nicht geworden. Ein Totalausfall allerdings auch nicht. Mit Full Circle, das sich wieder stärker an den Anfangstagen orientierte, wurde ein mehr als ordentlicher Albenreigen eröffnet, bei dem sich 10,000 Days im Mittelfeld einreiht. Hinter Full Circle und Trust, aber noch vor Marathon oder Network. Es finden sich dezent frickelige Keyboardpassagen, z.B. im feinen Instrumental Corkentellis, es wird melancholisch, im schwülstigen More Than I Deserve und beim thematischen Abgesang 10,000 Days. Dazwischen gibt‛s SAGA wie gewohnt: nicht allzu schnell, aber auch nicht zu süßlich. Mal zupackend wie im Opener Lifeline oder dem feinen Sideways, mal ein wenig belanglos dahin plätschernd wie beim netten Can‛t You See Me Now und vor allem im (alle Möglichkeiten offen lassenden und dilettantisch ausgeblendeten) Schlusstrack It Never Ends.
Ich muss gestehen, dass mir beim vorletzten Stück, dem Titelsong, schon ein wenig wehmütig um‛s Herz wird. Das ist natürlich pathetisch bis zum Kitschrand, aber es deutet sich an, was mit ziemlicher Sicherheit folgen wird: 10,000 Days hat das Zeug zum Live-Klassiker, zum melodramatischen Abräumer erster Güte. Live waren (und sind) SAGA tatsächlich eine Bank, auf der man gerne ein Verweilkonto eröffnet. Was auf den Alben teilweise kühl, ein bisschen gelangweilt und aseptisch klingt, kann auf Konzerten zum mitreißenden Showact werden. Das ist vielleicht nicht die Seele des Rock‛n Roll, aber der Pulsschlag allemal. Und als Mixtur aus Enthusiasmus und exquisitem Entertainment werden wir SAGA vermissen. Falls es wirklich zu Ende sein sollte‟¦
PS.: Wie es aussieht, wird Brian Doermer nicht als Drummer auf Tour dabei sein, da er einen Herzanfall auskurieren muss. Stattdessen wird Chris Sutherland am Schlagzeug sitzen.
7,5/10

twitter button
facebook button
pinterest button
Pinterest
gplus button
01.jpg02.jpg03.jpg04.jpg05.jpg06.jpg07.jpg08.jpg09.jpg10.jpg11.jpg12.jpg13.jpg14.jpg15.jpg16.jpg17.jpg18.jpg18a.jpg19.jpg20.jpg21.jpg22.jpg23.jpg24.jpg25.jpg27.jpg27a.jpg28.jpg29.jpg30.jpg31.jpg32.jpg33.jpg34.jpg35.jpg36.jpg37.jpg38.jpg39.jpg40.jpg41.jpg42.jpg42a.jpg43.jpg44.jpg