St. Wendel: Sporthalle, 07.02.1990

Saga's alte Titel lagen in St. Wendel vorne

Setzen sich Pop-Stars heutzutage den Strapazen einer Tournee aus, tun sie dies in erster Linie, um ihre neueste Tonkonserve anzupreisen. Die Gruppe Saga reist momentan mit dem aktuellen Album ,,The beginner's guide to throwing shapes" durch die Republik. Die kanadische Formation gehört nicht zu den absoluten Spitzenverdienern der Branche. Immerhin feierte der bombastische Elektronik-Sound vor einigen Jahren besonders in deutschen Landen beachtliche Triumphe, sowohl auf der Bühne als auch in Hitlisten. "Wind him up" hieß der wohl größte Erfolg".

Riesenstimmung kam denn auch am Mittwoch in der gut besetzten Sporthalle von St. Wendel auf, als dieser Saga-Klassiker phonstark, aber recht durchsichtig abgemischt, die Lautsprecherboxen verließ. Ganz in seinem Element schien das vom Alter her breitgefächerte Publikum auch bei "Humble stance" - ebenfalls eine Nummer aus vergangenen Tagen: Feuerzeuge wurden angeknipst; die Bühne war in weinrotes Licht getaucht. Ein Lob an dieser Stelle der geschmackvoll ausleuchtenden Licht-Mannschaft. Deutlich verhaltener als bei den "Oldies" fielen indes die Reaktionen auf die Kompositionen neueren Datums aus: "How do I look", die schwungvolle Eröffnungsnummer der letzten (nicht nur den Fans) bereits bestens bekannten Scheibe, schnitt in der Gunst noch recht gut ab.

Nostalgie ist nicht Sache des Saga-Publikums - also mußte die Zurückhaltung andere Gründe haben. Fest steht daß die betagten Werke der Band packendere musikalische Ideen bieten als das jüngere Material. Die kompositorische Substanz ist bei Saga von großer Bedeutung, da die Formation ihr Repertoire live möglichst plattengetreu reproduziert. Man hält sich nicht allzulang mit Improvisationen auf und geht nur selten zum musikalischen Dialog mit dem Saal über. Recht knapp waren auch Michael Sadlers Ansagen - immerhin hatte er ein paar Worte auf deutsch parat.

Was virtuose Glanzlichter betraf, kamen die Zuhörer dennoch voll auf ihre Kosten: Begeistern konnte lan Crichton mit seinen flinken und intelligenten Läufen auf der Gitarre. Ebenso wie Sadlers klare Stimme ist Crichtons Arbeit höchst originell und prägt den Sound der Kanadier. Immense Bedeutung kommt den Keyboards zu: Zur Bedienung des umfangreichen Arsenals benötigen Jim Crichton und Michael Sadler auf der Bühne indes Verstärkung. Darüberhinaus hat die in den letzten Jahren zum Trio geschrumpfte Formation keinen festen Schlagzeuger. Auf wen die Wahl gefallen war, blieb bis zuletzt wenig publik: Graham Lear (Drums) und Richard Baker (Keyboards), zwei international begehrte Musiker, ergänzen derzeit die Basis-Truppe. Sie spielten, wie man es von Könnern ihres Kalibers erwartet.

Ebenfalls im Troß von Saga reist die Band "Voodoo X", die mit hartem, aber vielfältigem Rock den Abend eröffnete. Einen Abend mit Höhepunkten und Durststrecken, dem Saga in den Zugaben einen würdigen Abschluß verlieh: "On the loose" und "How long" - zwei alte Ohrwürmer, die manch einen zum Hervorholen nahezu verstaubter Tonträger animiert haben mögen

STEFAN UHRMACHER



Artikel: Wolfgang Bielen

 

 

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